Sonntag, 18. März 2012

Die Joachim-Gauck-Wahl





Wertschätzung für Theodor Heuss im Internet-Schreibtisch vRhein. Heuss wollte die nazistisch verfälschend durchtränkte Nationalhymne ersetzen. Der Penner unter dem Wort "Volke" will es auch und qualifiziert sich somit als ein Top-Kandidat - wenn er vor Bellevue nicht durchratzt und den Termin nun auch 2012 verschläft, wie leider schon 2010 - schrieb ich bereits. Leider wurde er 2012 wieder nicht aufgestellt.

Bundestags-Präsident Norbert Lammert hielt eine humorvolle, mahnende, historische und lockere Rede, die Alexander Kudascheff in üblich souveräner Weise sehr positiv kommentierte. Lammert warb um Vertrauen für Politiker. Dem kann ich nicht zustimmen. Dieses Parlament hat einen immer noch wachsenden Schuldenberg zu Lasten der Bürger und ihrer Kinder zu verantworten und hat Vertrauen nicht verdient. Es hat den Afghanistan-Einsatz zu verantworten und vieles andere mehr, das belegt: für den Bürger wird kaum etwas getan, er wird zugunsten ehrgeiziger Politik geopfert. Ich will hier nicht alles aufzählen. Vertrauen muss erworben werden. Werbung in Reden für ein Blanko-Vertrauen geht völlig daneben.

Skeptisch erwähnte Lammert das Internet, die Anonymen. Sie richten Schaden an. Ich möchte aber darauf aufmerksam machen, dass sich beispielsweise Leser, die in der Online-FAZ kommentieren wollen, ihre Pass-Namen offen legen müssen. Das habe ich zum Beispiel gerne getan. Das böse anonyme Internet gehört nicht in eine Rede zur Wahl des Bundes-Präsidenten.

Nur Frau Klarsfeld und Herr Gauck stehen zur Wahl. Leider ist die Piraten-Partei nicht auf meinen Vorschlag eingegangen, das Präsidial-Amt zu verjüngen und zu verändern. Es ging mir darum, ein frisches Argument zu vertreten, das vielleicht später einmal eine Chance haben wird. Wir haben Spitzen-Autoritäten, und die Jugend kommt nicht zum Zug.

Der Wahlgang ging problemlos über die Bühne. Gauck nahm die Wahl an. Seine Rede war sehr gut. Er will nun auch auf die allgemeinen Welt-Themen reagieren und Deutschland darin positionieren.


19/Maerz/2012 +7 9:35

Immer mehr Details aus dem Leben von Joachim Gauck erreichen nun die Öffentlichkeit. Aussagen von ihm selbst werden eingeblendet. Die angespannte Entmündigung der Bürger in der DDR über Jahrzehnte wird deutlich. Wer sich nicht an den Sicherheits-Apparat verkaufte, hatte es schwer, dem wurden Zukunfts-Chancen versperrt. Spitzel waren überall. Trotzdem schuf Gauck mit Hilfe der evangelischen Kirche einen Ideologie-freien Raum. Zuerst mangelte es an einem Kirchen-Raum. "Treuer" Christ zu sein mit allen existenziellen Nachteilen ermöglichte Gauck Gemeinde-Mitgliedern zuerst in Wohnungen, erst später in einer Kirche. Gauck war nicht nur "Bürger-Rechtler". Er stemmte sich gegen die falsche Ideologie der Unfreiheit, der Verhaftungen, Verhöre, Entmündigung und DDR-Gefängnisse, gegen den großen psychischen Druck, der mit immer perfideren Methoden auf die Einwohner auch der entlegensten Orte ausgeübt wurde. Immer versuchte die SED, in Familien einzudringen, ein oder zwei Familien-Mitglieder für Spitzel-Dienste zu gewinnen. Diese Minderheit, Menschen, die schwach wurden und mitmachten, strangulierten das Leben, machten es zur Qual. Die Unsicherheit in den Familien, die ständige Frage, wer gehört dazu und wer ist vertrauenswürdig, mit wem kann ich offen flüstern und wer ist im Geheimen gefährlich für meine Existenz, machte die Menschen fertig, kaputt. Sie flüchteten in ein Ersatz-Leben und konzentrierten sich auf "harmlose" Verhaltensweisen, nur um nicht verdächtig zu erscheinen. Die Polen öffneten das Fenster zu Freiheit zuerst. Jeder Schritt in Richtung Freiheit eröffnete Hoffnungen, die existenziell waren.

Joachim Gauck als Bundespräsident ist das Beste für Deutschland. Unehrliche Politiker wie Oskar Lafontaine machten den PDS/Linke-Sozialismus schon wieder salonfähig. Die Verharmlosung geht munter weiter. Gauck übernahm zuerst die Gauck-Behörde, um der Vertuschung Einhalt zu gebieten. Nun übernimmt er Deutschland, um der Gefahr einer Verharmlosung des schleichenden Verlustes an Freiheit entgegen zu wirken.


23/Maerz/2012 +7 23:40

Die Vereidigung des Bundes-Präsidenten Gauck
Kritik an der Vereidigungsrede des Joachim Gauck


  • Den Begriff "Antrittsrede", der allgemein in der Presse gebraucht wird, halte ich für falsch. Gauck "tritt" nicht mehr an, das hat er hinter sich, nach der Vereidigung sogar weit hinter sich. Eine kürzere Rede hielt er bereits am Tag seiner Zettel-Wahl. Auch sie war keine "Antrittsrede", sondern eine Einleitung zu seiner Amtszeit.  
  • Erst im Laufe des Schreibens entstand Kritik. Dementsprechend habe ich 27/März/2012 +6 19:10 zwei neue Überschriften formuliert. Den unteren Sachverhalt mit dem Substantiv "Kritik" kann der Google-Algorithmus besser greifen. Dieses Abgreifen ist deshalb wichtig, weil die Presse fast ausschließlich Lobes-Hymnen auf die Gauck-Rede sang und kritische Punkte einfach übersehen hat. Kritik an Gauck kann zurzeit nicht gut verkauft werden. Die Presse schwimmt gern mit dem Strom der öffentlichen Meinung, die sie ebenso gerne bündelt und manipuliert, um den Absatz zu steigern.
"Wir dürfen nicht dulden, dass Kinder ihre Talente nicht entfalten können, weil keine Chancengleichheit existiert."
Gauck bezog das Wort "Chancengleichheit" auf Kinder, wohl auch auf Schule und Ausbildung. Das ist zu wenig. Das Wort muss sich auf alle Deutschen mit deutschem Pass beziehen, so wie es die dritte Strophe der Nation-Hymne vorschreibt. Der Begriff driftet bei Gauck ab. Er gehört in die Nähe von Freiheit und Recht.
3. alternative Strophe HvF + micha vRhein  
Freiheit, schöpferisches Leben
überall im ganzen Land!
Danach lasst uns alle streben,
allesamt mit Herz und Hand!
Freiheit, Recht und Chancengleichheit
sei das dauerhafte Band;
blüh' im Glanze unsrer Freiheit,
blühe, deutsches Vaterland.
Gauck spricht im Zusammenhang mit der Freiheit auch von der "Selbstverwirklichung" – leider ein altmodisches Modewort, das in Phasen deutscher Nachkriegs-Geschichte so überstrapaziert wurde, dass man es nicht mehr hören kann. Stattdessen steht in der dritten Strophe der Nation-Hymne die Kombination "Freiheit, schöpferisches Leben", das ist besser, denke ich. Selbstverwirklichung ist noch Oswald Kolle, der frühere Sex-Papst der verklemmten Deutschen. Die Assoziation macht klar, dass Individualismus verwirklicht werden sollte, Männer für sich, Frauen in der Frauen-Bewegung für sich "selbst". Weg damit! Unsere Zeit ist weiter gekommen, nicht stehen geblieben. Das "schöpferische" Leben lässt alle Menschen in der Vergangenheit mitklingen, die schöpferisch waren. Aus dieser Vergangenheit entsteht Zukunft, nicht aus der Protestbewegung der "Selbstverwirklichung". Das Lob Gaucks für die 68er Bewegung ist zu dick! Die Terroristen der Baader-Meinhof-Gruppe waren Selbstverwirklicher. Vom schöperischen Leben waren sie so weit weg wie ein Hottentotte von einem Iglu.
"Unsere Verfassung spricht allen Menschen dieselbe Würde zu, ungeachtet dessen, woher sie kommen, woran sie glauben und welche Sprache sie sprechen.
Nicht die Verfassung ist das Wichtige, auch wenn sie bedeutend ist, sondern die Würde selbst. Hier wird der Begriff von Gauck geschwächt. Würde verdient einen anderen Zusammenhang, so wie es die Nation-Hymne ausdrückt:

7. Strophe micha vRhein  
Unsre Heimat tief im Herzen
reichen wir der Welt die Hand.
Menschenrechte, Würde, Wissen
sind das einigende Band.
Hohe Werte auf Terrassen
der Geschichte dieser Welt
wollen lernend wir erfassen!
Strahle Deutschland, strahl wie Gold!
Wie sehr hatte ich damals um die Kombination dieser Begriffe gerungen! Erst die Kombination macht Würde deutlich. Sie ist eingebettet in Menschenrechte und Wissen. Ohne das aufklärende Wissen gibt es sie nicht. Die "hohen Werte" wirken nur im Dreierpack!
"Bürgerinitiativen, Ad-hoc-Bewegungen und Teile der digitalen Netzgemeinde ergänzen mit ihrem Engagement, aber auch mit ihrem Protest die parlamentarische Demokratie und gleichen Mängel aus."
Die "aktive Bürger-Gesellschaft", die Gauck meint, darf nicht auf Schritt und Tritt in die parlamentarische Demokratie "ergänzend" hinein gezogen werden. Das ist völlig falsch. Dann wird sie beraubt. Dann wird ihre Originalität nutzbar gemacht. Dann werden aus ihr nützliche Idioten, die widerrechtlich geistig bestohlen werden können. Die parlamentarische Demokratie hat ihr Parlament, ja aber es dient, es darf kein Selbstzweck sein. Vor allem darf es nicht dominieren, sich bei jeder Gelegenheit vor bürgerliches schöpferisches Leben schieben, es darf nicht entmündigen! Der Parlamentarismus verwaltet die Steuern. Aber es darf nicht so weit kommen, dass der Bürger-Welt endlose Schulden aufgebürdet werden, dass immer mehr oft hinterhältige Gesetze Freiheit einengen. Die Freiheit bürgerlicher Selbst-Gestaltung ist vom Parlamentarismus beklemmend eingeengt worden. Das Leben spielt sich im Parlamentarismus, dem Ergebnis demokratischer Wahlen, nicht ab. Da spielt sich Verwaltung ab.

Die Passagen Gaucks zu Europa klingen recht gut. Die Aufgabe eines deutschen Bundes-Präsidenten ist es aber, zuerst einmal Deutschland zu betonen. So macht es die Nation-Hymne. Wer sich die Mühe macht, sie in einem zu lesen, wird es spüren. Aber am Ende kommt die siebte Strophe. Sie öffnet Deutschland dann wieder und betont, dass die Geschichte der Welt Werte birgt, die lernend erfasst werden können. Deutschland graduiert sich in der Welt. Davon enthält die Rede Gaucks nichts. Aber es werden ja noch andere Reden von ihm folgen.


27/März/2010 +6 14:43

Einige Male dachte ich noch über den eigenen Satz nach: "Deutschland integriert sich in der Welt". Er gefiel mir die Tage. Seit Jahrzehnten wird in Deutschland über Integration diskutiert, wird Integration von Zugezogenen geübt, wird überlegt, was ihnen abverlangt werden muss, werden Prüfungen festgelegt, wird ein national-moralistischer Überbau auf die armen Prüflinge gestülpt, werden Integration-Unwillige gerügt und angeprangert, wird Recep Tayyip Erdoğan getadelt, wenn er seinen Landleuten in Deutschland beisteht, werden Ausländer-Kriminalität und Integration-Programme in den Kochtopf geschmissen, wird die "Stummel"-National-Hymne auch von integrierten Afrikanern abverlangt, die ein paar Brocken Deutsch gelernt haben und ganz stolz darauf sind, wird im Internet-Schreibtisch über die "integere" Integration droniert:


Deutschland graduiert sich


Alles zusammen beschäftigte die fleißigen Deutschen parlamentarisch wie außerparlamentarisch über die Maßen, und die Hitze der Wortgefechte wird noch anhalten, denke ich. Aber niemand überlegte kurz, jedenfalls ist mir eine solche Überlegung in der gesamten Publizistik und Mediaelistik (neues Wort) nicht untergekommen. Es wäre mir aufgefallen. Der Satz "Deutschland integriert sich in der Welt" kehrt den Spieß um und zieht die logische Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen währen des Zweiten Weltkrieges.

Nicht "Vertrauen" dürfen die deutschen Parlamente verlangen, wie es der Bundestag-Präsident Lammert einfordert, anlässlich der Gauck-Wahl, die Bürger dürfen von den Parlamenten Logik verlangen. Misswirtschaft und Schulden-Berge der Parlamente zulasten der Deutschen basieren auf unlogischem Verhalten, auf einer Treppen-Unlogik abwärts in den Schulden-Sumpf, mit jeder Stufe, mit jedem neuen Staatsbeamten, mit jeder neuen Initiative zwecks Wähler-Manipulation, mit jeder kleinen Zwischen-Stufe immer ein wenig mehr und immer nur abwärts. Logik wird also gefordert. Und die Logik sagt: das größte Integration-Defizit hatte Deutschland selbst.

Ich muss mich selbst darüber wundern, wie unauffällig die Nation-Hymne auch dieses Problem löst, ohne irgendjemanden zu verletzen, ohne schulmeisterlichen Zeigefinger, realistisch geradezu, denn in der Realität bewähren sich deutsche Firmen im Ausland hervorragend, leisten Goethe-Institute sehr viel und breitet die Deutsche Welle ein Information-, Wissen- und Schulung-Angebot aus, das fast konkurrenzlos ist. Integration in der Welt würde bedeuten, die Charakteristika einzelner Regionen zu sehen, zu beschreiben, zu würdigen und in Wissen zu verwandeln, das die Menschen einander näher bringt, die Einheimischen und die gelehrigen Deutschen, die auch noch Angebote bereit halten, die sehr nützlich sind und animieren.


1/Juni/2012 18:57 GMT+7

Gehört der Bundes-Präsident zu Deutschland?

Ja! Darüber hinaus muss geklärt werden -


In Deutschland ausgeübte Religionen gehören zum Segment der Religionsfreiheit, die zu Deutschland gehört. Religiöse Bauten in Deutschland gehören zu Deutschland. Gläubige Menschen gehören sich selbst und ihrer Religionsgemeinschaft, ihrer Gemeinde, gehören zu ihrem religiösen Gebäude, wo sie ihren freien Glauben praktizieren können. Mütter gehören zu ihrer Familie. Mütter gehören zu Deutschland würde komisch klingen. Ebenso: der Katholizismus gehört zu Deutschland, klingt auch falsch. Aber die Wieskirche gehört zu Deutschland. Bayerische Frömmigkeit, ein fester Begriff, gehört zu Bayern, nicht zu Deutschland.

Unsere letzten beiden Bundespräsidenten müssen noch fleißig üben, um herauszufinden, wer oder was zu Deutschland gehört.

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