Samstag, 5. April 2014

DIE IDENTITÄT DER DEUTSCHEN eigentlich im Aufgabenbereich von Bundespräsident Gauck




Welche Nase schob sich in den Vordergrund, die von BP Wulff oder die von BP Gauck? Mit der optischen Täuschung wird das Doppelbildnis zur Persiflage. Wulff ist weiter vorn im Bild. Aber nun die Nasen! Genau anders herum! (Gauck Foto: dapd, Wulff: Foto: mompl / flickr.com / CC BY-NC-ND 2.0) 

Lektüre für die beiden "Nase-Weisen" Christian Wulff und Joachim Gauck 

In lockerer Reihe kommen einige Analysen, die ich in Gruppen oder in meiner Chronik in Facebook entwickelt habe und die die Identität Deutschlands betreffen, genau das Aufgaben-Gebiet unserer BP´s.

DER EINIGKEIT-GLAUBE DES PETER HAHNE 
(bitte den Link öffnen und seinen Text lesen) Dort hinterließ ich den folgenden Leser-Brief.

Sie meinen, sehr geehrter Herr Hahne, wir brauchen mehr Einigkeit und Recht in unserer Gesellschaft? Hoffmann von Fallersleben, den sie ansonsten gut würdigen, meinte aber gar keine gesellschaftliche Einigkeit, sondern die einmalige Einigung zur Bildung eines Nationalstaates für mehr Bürger-Rechte, der von Preußen Jahre später schließlich mit viel Druck erzwungen wurde. Unsere Gesellschaft braucht keine Deckel-Einigkeit der Gleichmacherei, sondern mehr Demokratie und mehr berechtigten Widerspruch, mehr Resonanz auf kritisches Mitdenken. Gesellschaftliche Einigkeit ist das Gegenteil von Mitdenken. Dem deutschen Charakter entspricht viel eher der kritische Geist. Die gesellschaftliche Einigkeit, im Gegensatz zur vereinigenden Absicht von Hoffmann von Fallersleben, ist purer Nazismus und wird von Leuten verlangt, die die Begeisterung des Nationalsozialismus in sich nicht überwunden haben, sondern ähnliches in ihrer anlehnungsbedürftigen Seele immer noch mit sich herum schleppen, aus der Katastrophe von geschätzt 80 Millionen Toten nichts gelernt haben.

Einigkeit hat einen guten Klang, weil Sehnsüchte des Menschen angesprochen werden. Brüderlichkeit ist ein anderes Wort. Einigkeit interpretiert jeder etwas anders, Parteien wollen die Einigkeit natürlich immer hinter sich wissen. Lieschen Müller denkt an eine gute Ehe. Die Nazis wollten sie erzwingen, Stichwort Konzentrationslager. Nun kommt die "Einigkeit" als Begriff wieder von oben, diktiert von Kohl/Weizsäcker. Einigkeit für den Staat ist gemeint, das Glätten von Bürger-Opposition, das Ignorieren von mitdenkenden Menschen. Genau so ist Deutschland zurzeit auch. Bürger rennen mit ihren Anliegen gegen eine Wand. Man hat die Ignoranz gegenüber Bürgern auch mit einer Teflon-Pfanne verglichen, an der Wasser ab perlt. Nichts bleibt haften. Aber auch der Staat selbst bewegt sich immer mehr zu einem Einheits-Instrument mit übertriebener Partei-Raison und unterdrückter Opposition, die nicht mehr ernst genommen wird. Wer die Macht hat, vereinheitlicht und bestimmt, schaltet Widerspruch aus. Die Medien steckten voller Poliker, die dort diktieren, was Einigkeit bedeutet. Der Staat ist so geworden, wie es die Nationalhymne fordert: Einigkeit in Richtung Unterdrückung für eine schreckliche Dominanz der Macht, fast schon so wie bei den Nazis. Das Schlimmste noch: das Recht wird bis in kleinste Details für die Einigkeits-Staats-Raison geradezu missbraucht. Dafür also die Glück-Hudelei in der dritten Strophe - reinster Kitsch, totale Fehlinterpretation des vergewaltigten Original-Textes, Unterschlagung des drei-strophigen historischen Deutschland-Liedes, Verfälschung in Richtung abstrakter genehmer Begriffe, Waffe gegen Widerspruch, Missbrauch der Ehrerbietung gegenüber einer Staat-Insignie und klägliches Versagen, die drei Strophen im Sinne von Hoffmann von Fallersleben gering zu verändern, damit alle drei Strophen in seinem historischen Sinne auch als deutsche Nationalhymne wieder singbar sind.


Ist die Kinderhymne von Bertold Brecht als Nationalhymne geeignet?

Die "Kinderhymne" von Bertold Brecht, wurde immer wieder vorgeschlagen. Darum habe ich mir darüber Gedanken gemacht. Ich stelle sie voran, damit Leser den Text gleich parat haben, dann meine Kritik.

1. Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.

2. Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.

3. Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.

4. Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir's
Und das Liebsten mag's uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.

Kinderhymne
Von Bertholt Bernd Brecht

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Brecht hatte in seiner "Kinderhymne" gedichtet: 
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.
Diese beiden Zeilen waren mir nicht gegenwärtig, als ich schrieb:
Von den Küsten zu den Alpen
über Flüsse, Seen erschallt:
Die Ost- und West-Grenzen wollte ich umgehen, weil jede Benennung falsch sein muss. Daher stehe ich zu meiner Version, die HIER aufgeklickt werden kann.

Nun schaue ich mir die Brecht-Hymne aber auch an. Sie wird von Schlaumeiern vorgeschlagen, weil Brecht ja doch so ein berühmter Dichter ist und der Vorschlag damit "Gewicht" hat (typisch Deutsch, kein eigenes Urteil, lieber Anlehnen an eine Berühmtheit). Erste Stophe von Brecht: Zuerst mit Anmut soll Deutschland "wie ein anderes gutes Land" werden. Gemeint war die Sowjetunion, wollen Forscher herausgefunden haben. Deutschland wird als erziehungsbedürftig und unselbständig beschreiben. Diese Strophe ist daher für eine Nationalhymne nicht geeignet. Die "Bettelei" um internationale Anerkennung wird in der zweiten Strophe fortgesetzt mit der Aufforderung, die Greuel Hitlers zu vergessen und die Hand gereicht zu bekommen. Die letzte Zeile in der zweiten Strophe "Uns wie andern Völkern hin." dürfte schlicht verunglückt sein.

Die dritte Strophe von Brecht ist insofern besser als die ersten beiden, als endlich einmal der Blick nicht auf andere (gute) Länder (Sowietunion) gerichtet wird, sondern von Deutschland die Rede ist, wie nämlich Deutschland sein wolle. Brecht beschreibt aber nicht Deutschland, sondern übt Kritik am Deutschlandlied, das "für ihn durch den Nationalsozialismus korrumpiert war" (Wikipedia). Seine Kritik, "wir" wollen nicht über und nicht unter anderen Völkern sein, tut fast so, als sei das Deutschlandlied während der Nazizeit entstanden. Dem entsprechend setzt sich Brecht über Hoffmann von Fallersleben hinweg, ein Dichter über den anderen, und missversteht ihn, lässt nicht den Hauch eines Geschichts-Verständnisses erkennen. Wieder sind auch hier die anderen Völker im Blickfeld, denen sich Deutschland angleichen soll. Die Kritik Brechts an einer anderen Nationalhymne in seiner Hymne, die Belehrung darin, disqualifiziert diesen Text völlig. Er ist für eine alternative Hymne wirklich nicht geeignet.

In der vierten Strophe kommt Brecht zum Eigentlichen, der Liebe zum Land. Aber "Und das Liebsten mag's uns scheinen So wie andern Völkern ihrs." Da haben wir sie wieder, die Anderen, das Schielen auf andere Völker, ohne für die eigene Liebe wenigstens einigermaßen annehmbare Worte zu finden. Denn mit "Und das Liebsten mag's uns scheinen", mit mag und scheinen, unbestimmter geht es nicht, hat Brecht bewiesen, dass er die selbst gestellte Aufgabe nicht lösen konnte.


Nachtrag: Heute, am 7.4.14 um 04:42 Thai-Zeit füge ich gern einen Thread aus meiner Chronik in Facebook hinzu. Darin ist von Kurt Tucholsky, Hoffmann von Fallersleben und Karl  Carstens, dem früheren deutschen Bundespräsidenten, die Rede (hier der LINK), und von der Liebe zum Land.

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Konrad Spieler
Kann man, wenn man sagt man liebt dieses Land, aufschlüsseln was man da im Einzelnen liebt ?
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Micha VRhein
Sehr gut, dass Du fragst, Konrad Spieler. Was Tucholsky mit diesem seinem bekannten Satz alles gemeint hat, ist klar, alles andere, nur nicht die Nazis mit ihrer Ideologie und Gewaltbereitschaft. Die Nationhymne zählt ja auch so einiges auf. Wir können aber keine Hardrock-Band nennen, die der eine oder andere vielleicht liebt und diese Atmosphäre auch an Deutschland liebt. Dann kommt gleich die nächste und übernächste Band, die sich beschwert, warum sie denn nicht genannt wurde. Wir könnten aber den Kohlenpott, Berlin, die Heide, die Fränkische Schweiz zum Beispiel nennen, aber dann hätten wir noch eine weitere Strophe, das wäre zu viel. Die Landschaft wird pauschal beschrieben mit den Zeilen "von den Küsten zu den Alpen, über Flüsse, Seen erschallt", außerdem wird zum Beispiel "schön der Küsten weißer Strand" eingestreut. Der Platz in einer beschreibenden Hymne ist knapp.
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Klaus Block
.......Einigkeit, den Rest von Freiheit..........
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Micha VRhein
Auch darüber können nicht alle einig sein, ob sie nur einen Rest wollen; sie machen sich meist ja auch gar keine Gedanken. Aber einig in der Lethargie, das können wir nun auch nicht schreiben, obwohl es fast stimmt.
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Helmut Siegl
Es muß ein Ruck durch den Gesang gehen!!
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Micha VRhein
Gute Idee, Helmut Siegl, lieber Helmut, da muss ich doch glatt meine Sprech- und Gesangs-Kunst reaktivieren und einen Versuch mit Ruck starten.
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Frigga Tiletschke
Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé!
Übersetzung anzeigen
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Micha VRhein
Kommt Kinder des Vaterlandes,
Der Tag des Ruhms ist da!
Schön wär`s. Statt Ruhm, der Hoffmann von Fallersleben versagt blieb als "Ausgestoßener", sehe ich Rum, oder was der Dichter und Deutsch-Professor auf Helgoland auch immer getrunken hat. Wahrscheinlich war es Wein oder Rum, bevor er zur Feder griff und sein Doppelwort Deutschland, Deutschland gedichtet hat. Eine so intensive Liebeserklärung kann ja nur aus einem heiteren Zustand kommen! Sie ist eigentlich unverzichtbar, wenn es um die Liebe zum LAND geht. Nicht um die Liebe zu Tankstellen, Autobahnen, Bahnhofsvierteln und Raucher-Reservoirs, sondern zum Land, das irgendwo ein Stück durchwandert werden muss, um es zu sehen. Wie hieß doch gleich der Wander-Bundes-Präsident? Ach ja, Karl Carstens, der bis Kriegsende Mitglied der NSDAP war, sich später aber wohl besonnen hat.

Konrad Spieler
Ja, diesbzgl. habe ich die Frage gestellt - die "Liebe zum LAND", danke für die Antwort. Nur die erschließt sich MIR nicht, diese "Liebe zum LAND", anders gesagt, ich kann mit Patriotismus; Nationalstolz; Nationalgefühl; Vaterlandsliebe... nichts anfangen. Ich bin nicht stolz darauf Deutscher oder andererseits vielleicht Chinese, Franzose, Mexikaner, Kasache, Luxemburger..... zu sein - in Deutschland wurde ich geboren, gut das war´s. Worauf sollte ich stolz sein, was soll das sein ? Da wo es mir gefällt das liebe ich, besser - da fühle ich mich wohl. Landschaftlich betrachtet gibt es sehr viele Länder welche wesentlich interessanter, abwechslungsreicher sind als Deutschland, eine wesentlich grandiosere Geologie, Flora und Fauna aufzuweisen haben. Ebenso wenig klammere ich mich an der deutschen Staatsangehörigkeit fest. Allgemein betrachtet lege ich Wert auf die Lebensqualität. Nationaltümelei liegt mir fern.

Micha VRhein
Ein Seemann liebt die See, Hans Albers wurde am Freitag, den 29. Juli 1960 auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg beigesetzt. »Heimat ist da, wo man stirbt«, hatte er gesagt, »und nicht da, wo man lebt. Bayern ist ein wunderschönes Land. Aber ich möchte nicht als kleiner Otto in Tutzing auf dem Friedhof liegen - und wenn ich mal dran bin, da soll es in Hamburg sein.« Ein Landhaus hatte er am Starnberger See, aber seine Liebe galt Hamburg.

Deine Aussage über die "Liebe zum Land" ist wichtig, ehrlich, gut, auch gut geschrieben. Wir finden eine Antwort. Auch wenn angeheizte Liebe zum Land sehr oft auf einem Soldaten-Friedhof endete. Oder im Selbstmord der Familie Goebbels, die ihre Kinder mit in den Tod nahmen, ermordeten. Viel falsche Liebe steht den Zeugnissen inniger Liebe entgegen.

Eines können wir glaube ich erst einmal sagen. Ein Land soll so geführt werden, dass Familien eine Existenz haben, Kinder eine gute Ausbildung und alle zusammen an einer traditionsreichen Kultur teilhaben können. Die Voraussetzungen dafür sind Friede, eine guter Staatshaushalt und die Gesinnung, jedwede Begabung zu fördern und zu unterstützen, aber alle zu schützen. Dann kann ausgehend von Familie, Schule, erster Liebe und ersten Erfolgen im Leben auch die Verbundenheit zum Land entstehen, die gelegentlich auch als Liebe empfunden werden kann. Dann gibt es gewisse Momente, die bewusst machen, was Dir Dein Land gegeben hat.

Aber so muss Politik auch sein, ist sie aber nicht. Das ist das Problem. Die Hymne dient dazu, an das zu erinnern, was ich soeben geschildert habe. Sie übt Druck aus, damit unsere Regierungen es nicht ganz so einfach haben mit ihrer besänftigenden und verblödenden "Einigkeit" fürs Volk. Sie wollen ihre Einigkeit als Deckel gegen Probleme unbedingt beibehalten, auf Biegen und Brechen. Sie lehnen deshalb die Nation-Hymne in Bausch und Bogen ab, ignorieren sie und instruieren unter der Hand die Presse, auf gar keinen Fall auf sie einzugehen.




1 Kommentar:

micha vRhein hat gesagt…

Habe die Texte heute am 28.3.2020 noch einmal überflogen. Dabei habe ich eine gewisse Kontinuität bis heute festgestellt. Kontinuität hat aber auch die Ignoranz gegenüber meiner Hymne, abgesehen von dankenswerten Ausnahmen.

Inzwischen nagen zwei Bereiche an der Definition deutscher Identität, der aggressive Islam und nun auch noch Corona. Deshalb sind zwei Strophen hinzu gekommen. Eine neueste gesprochene Fassung ist:

https://soundcloud.com/michael-friedrich-nitz/2020-03-15-13-59-hymne-an-deutschland-1