Dienstag, 26. Oktober 2010

Deutschland, Deutschland über alles - GEÄCHTET?????



Flasche!

Welch ein deutscher Präsident! Ihm ist offenbar nicht bekannt, dass die historische erste Strophe des Deutschland-Liedes nicht "geächtet" ist. Sie ist nur nicht National-Hymne. Aber sie ist nicht geächtet. Jeder darf sie singen. Und jeder darf sie an den Nazis vorbei historisch interpretieren, so wie es der Chilenische Präsident getan hat. Er musste sich nicht entschuldigen. Er sagte, siehe Zitat: "In seiner Erinnerung seien die Worte 'Deutschland über alles' im Zusammenhang mit der Einigung des Deutschen Reiches unter Otto von Bismarck gefallen." So ist es völlig richtig.

Den Eiertanz des deutschen Bundes-Präsidenten mag verstehen wer will. Welch eine Flasche in Gestalt eines deutschen Präsidenten, wiederhole ich, und da hier gelegentlich Satire produziert wird, sogar mit einer verächtlichen Note bezogen auf die Ausübung des höchsten deutschen Amtes (nicht gegen die Privatperson)! Herr Wulff bedient als dieser Präsident Klischees, hat dann Angst vor einem und beherrscht die deutsche Sprache offenbar nicht. Hoffmann von Fallersleben hatte nämlich geschrieben, "... über alles" und nicht "... über allem" und auch nicht "... über allen", wie Adolf Hitler vielleicht meinte. Deutschland geht uns über alles, das ist grammatikalisch zu ergänzen. Diese Aussage ist unbedenklich für jeden gescheiten Menschen auf der Erde, der eine Heimat hat und sie auch in sich trägt. Der chilenische Präsident Sebastián Piñera hat es intuitiv bewiesen.

Dass ein Deutscher singen darf, was die anderen rund um den Globus von ihm erwarten: "Deutschland geht uns über alles" - bedarf keiner Diskussion. Dagegen wird die Verweigerung der Liebe zum eigenen Land weltweit geächtet. Die Liebe zum Geburtsland oder Heimatland ist gemeint, nicht etwa Liebe zu einer politischen Klasse, die gerade regiert. Bundes-Präsident Wulff mit seiner falschen Ächtung kann geächtet werden, aber doch nicht die innerste Bindung zum eigenen Land! Die Heimatliebe gehört zum Leben eines Menschen dazu.

Nun das Zitat:
Santiago de Chile — Der chilenische Präsident Sebastián Piñera hat sich dafür entschuldigt, dass er bei seinem Deutschland-Besuch ins Gästebuch des Bundespräsidenten eine Zeile aus der geächteten ersten Strophe der deutschen Nationalhymne geschrieben hatte.
"Mir war es überhaupt nicht bewusst, dass dieser Satz in Verbindung mit einer dunklen Vergangenheit dieses Landes stehen könnte, und darum tut es mir leid und ich bitte in dem Fall um Entschuldigung", erklärte der Staatschef weiter. Er führte aus, er habe die Worte gelernt, als er in den 50er und 60er Jahren als Kind eine deutsche Schule besucht habe. In seiner Erinnerung seien die Worte "Deutschland über alles" im Zusammenhang mit der Einigung des Deutschen Reiches unter Otto von Bismarck gefallen. (Bemerkung vRhein: Bundespräsident Wulff sollte den Link auf Otto von Bismarck öffnen und sich die Seminararbeit eines Studenten zu Gemüte führen)

Wegen Fehlinterpretationen und falscher Auslegung des Deutschland-Liedes im Verlauf der letzten hundert Jahre, auch wegen der problematischen Umdeutung des Burschenschaft-Liedes als National-Hymne, auch wegen der Zweckentfremdung des Liedes je nach politischer Lage, wurde hier auf dem Internet-Schreibtisch vRhein die NATION-HYMNE geschaffen, damit die Falschheiten endlich mal auslaufen und aufhören. Ergänzung am 24/Januar 2011, ein Link zum "Lied-aller-Deutschen", um die Begriffe Einigkeit und Nationale Einheit zu klären.

In der Nation-Hymne wurde die Zeile von Hoffmann von Fallersleben unberührt stehen gelassen. Aber die Bedingung, die dann folgt, "... wenn ...", wurde verändert. Ebenso wurden die Sprach-Grenzen des Deutschland-Liedes darin verändert. Die Verbindung mit der "dunklen Vergangenheit" unseres Landes wurde auf diese Weise um 180 Grad gewendet. Die Nazi-Vergangenheit wird durch den veränderten Text der ersten Strophe der Nation-Hymne (nicht National-Hymne wohlgemerkt) abgestoßen. Der Satz, den alle Bürger mit deutschen Pass besitzen und wie ihr Eigentum besingen dürfen, "Deutschland, Deutschland (geht uns) über alles" bleibt als Kultur-patriotisches Vermächtnis Hoffmann von Fallerslebens bestehen. Nur ein Dummkopf würde die schönste Liebeserklärung an ein Land, die es gibt, abschaffen.

Leider hat sich weder der Bundespräsident, dem das Thema obliegt, noch irgendjemand sonst um den Text der Nation-Hymne gekümmert. Es wird Zeit, dass ein Presse-Organ mit Breitenwirkung, zum Beispiel der  Spiegel oder meinetwegen auch die BILD-Zeitung, darauf aufmerksam macht. Ach so, pardon, der "Internet-Schreibtisch vRhein" oder auch die "Schreibwerkstatt vRhein" ist ja selbst ein Publikations-Organ, gestützt von einem kleinen aber feinen Verlag. Verlage unterschiedlicher Größe nutzen sich am besten gegenseitig, wenn es etwas Neues für die breite Öffentlichkeit zu berichten oder kommentieren gibt. Dafür gibt es ja das Zitat! Viele banale Nachrichten lassen allerdings die eigentlich wichtigen Dinge bedauerlicherweise allzu oft untergehen. Gibt es etwas Wichtigeres für eine Nation, als seine nationale Identität nach einem schrecklichen Jahrhundert bis 1945 und nach einer humpeligen, ruckeligen, gehandicapten, behinderten und teilweisen Auferstehung am 3. Oktober 1990 endlich wiederzufinden, wenigstens irgendwo, wenigstens in irgendeiner Ecke?

Der Satz, den der Bundes-Präsident "ächten" ließ, ist wohl die schönste aller Liebes-Erklärungen an Deutschland, vielleicht sogar an ein Land überhaupt, die jemals aufgeschrieben worden sind, gerade weil ein Germanistik-Professor und Autor im kurzen "Exil" auf Helgoland mit sehr viel künstlerischem Feingefühl eine kleine gedachte sprachliche Ergänzung abverlangt Anmerkung1.


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Anmerkung1

Die kleine gedachte sprachliche notwendige Ergänzung "... geht uns über", über wen oder was?, über alles = Akkusativ, dagegen "Deutschland über allem oder über allen", wem?, = Dativ. Belegt "Deutschland, Deutschland über alles" durch das S den Akkusativ, der voller Absicht im Originaltext des Deutschland-Liedes so bestimmt wurde, muss eine gedachte Ergänzung erfolgen in der Art wie "geht uns über alles" oder "lieben wir über alles" oder "ehren wir über alles" oder "ersehnen wir über alles".

Die selektive Annektierung der ersten Strophe durch Hitler und die Interpretation mit Dativ, also "über allem" oder "über allen" war aufgrund der damit verbundenen Rassenlehre der Nazis so nachhaltig negativ beeinflussend, dass Brecht in seiner Kinderhymne die Deutschen belehrt "Und nicht über und nicht unter/Andern Völkern wolln wir sein". Damit meinte er die falsche existenzielle Interpretation der Deutschen durch den Einfluss Hitlers und ihre Eitelkeit, Herrenmenschen über andere sein zu wollen. Die Umsetzung in die Tat kostete 50 bis 56 Millionen Menschen das Leben, wenn nicht eine Zahl bis 80 Millionen eher stimmen sollte, und ließ erschreckend daneben den staatlich geplanten und akribisch Beamten-mäßig durchgeführten Völkermord zu, den unzählige Deutsche hämisch akzeptierten, grob gerechnet diejenigen, die hinterher öffentlich beteuerten, von allem nichts gewusst zu haben.

Die Zeile von Hoffmann von Fallersleben ist unschuldig, so wie Juden unschuldig waren. Weder an der Zeile, der Liebeserklärung an Deutschland mit s, noch an den Juden darf irgendein Makel wegen des Makro-Verbrechers Hitler hängenbleiben. Wird die Zeile "geächtet", wie es Bundes-Präsident Wulff gerne möchte, indem er sogar höchst-rangige ausländische Besucher damit "belehrt", wird sie ein zweites Mal vernichtet, wird Hitler zugespielt, so ungefähr wie Juden durch Mahmud Ahmadinedschad - zunächst mental - ein zweites Mal vernichtet werden sollen oder wie Neo-Nazis und ihre Vordenker, wie zum Beispiel der geistig wohl verkrüppelte fanatische ehemalige Rechtsanwalt und beschämenderweise auch Studienstiftler Horst Mahler, an die reale historische Vernichtung anknüpfen wollen.

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