Mittwoch, 20. Mai 2009

Das neue Vorbild Horst Köhlers ist Theodor Heuss - ein Witz?



Köhler kopiert die Wertschätzung von Theodor Heuss im Internet-Schreibtisch. Daher bleibt es beim Wunsch-Kandidaten wie im Bild.


Horst Köhler scheint den Internet-Schreibtisch zu kopieren. Sein Vorbild sei nun Theodor Heuss. Daher habe ich mir die Mühe gemacht, die betreffenden Nachrichten herauszusuchen, die mit Theodor Heuss und der Nationalhymne der Deutschen zusammen hängen. Zur Erinnerung eine Kurzfassung des Schicksals der Hymne:


Am 24. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet - ohne Hymne!!! Während in der DDR, die am 07.Oktober 1949 gegründet wurde, "Auferstanden aus Ruinen" Nationalhymne war, gab es in Westdeutschland keine. Es wurde stattdessen "Freude schöner Götterfunken" (Europahymne) benutzt. Aber auch nicht immer. Als Bundeskanzler Adenauer auf Staatsbesuch in den USA war, wurde als Hymnenersatz "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" gespielt!!! PEINLICH HOCH 3! 1952, als die Bundesrepublik bei den Olympischen Spielen mitmachen sollte, wurde dringend eine Hymne gebraucht. Der Präsident Heuss wollte die "Hymne an Deutschland" einführen, schaffte dies aber letztlich nicht. Adenauer setzte sich mit dem Deutschlandlied durch: Offiziell wurden alle drei Strophen eingeführt, es wurde aber ausgemacht, dass bei feierlichen Anlässen nur die dritte Strophe zu spielen sei - de facto war von 1952-1991 das GANZE Deutschlandlied Hymne! 1991, 1 Jahr nach der Wiedervereinigung, gab es einen Briefwechsel zwischen Kanzler Kohl und Präsident von Weizsäcker. Darin stand, dass nurmehr die dritte Strophe des Deutschlandliedes Nationalhymne sei, das Deutschlandlied aber in allen seinen Strophen eine Einheit bilde

Welche Auffassung vertrat der von mir hoch verehrte Theodor Heuss, das neue Vorbild Horst Köhlers?


Theodor Heuss bewegt am 21.12.1950 eine "Hymne an Deutschland" des Dichters Rudolf Alexander Schröder. Er hatte eine gute Wahl getroffen, siehe hier, er meinte zum Text des Deutschlandliedes: "Aber das ungeheure Schicksal, das die staatlichen Zusammenhänge zerschlug, die volklichen verwirrte, schuf einen Geschichtseinschnitt, der mit dem alten Sinn- und Wort-Vorrat nicht mehr umfaßt werden kann." Er beugte sich Adenauer gegen seine Überzeugung. 1933 sah Theodor Heuss das Unheil schon voraus.

"Die Demokratie ruht, um lebendig zu sein, auf dem Ehrenamt", schreibt Theodor Heuss in einem Essay über Freiherr von Stein.

Ehrenamtlich waren meine Bemühungen, im Sinne von Theodor Heuss die Nationalhymne mit neuem "Sinn- und Wort-Vorrat" umzuschreiben, damit sie nicht mehr missverstanden werden kann. Dies teilte ich dem Bundespräsidenten Köhler mit, fügte den Text bei. Ich bekam eine kurze Abfuhr aus der Schnellunter-zeichnungsmappe, unterschrieben im Auftrag. Daraufhin faxte ich zurück " Ich möchte, dass Bundespräsident Köhler in der Veröffentlichung in einem besseren Licht erscheint. Lob oder Tadel sind mir egal, es geht auch überhaupt nicht um mich, es geht um eine geistige Reaktion, die dem Amtsträger entspricht." 

Die Reaktion auf das Fax an den Präsidenten Köhler war Ignoranz: "Ein mögliches neues Deutschland Lied aber war dem Bundespräsidenten weniger wichtig. Theodor Heuss hatte sich noch darum bemüht, für einen Herrn Köhler war die Initiative nicht einmal eine Antwort wert". Wohl aber wertete er den Text der zugesandten Hymne für seine erste Berliner Rede aus, da ich das Copyright dem Deutschen Staat bis zum nächsten Tag der deutschen Einheit überlassen und vorgeschlagen hatte, das Lied könne aus dem Kanzleramt kommen, ich müsse nicht erwähnt werden. 

Politiker wie Theodor Heuss mit ethischen Maßstäben gäbe es nicht mehr, meinte ich.

Die National Hymne endlich einmal auf die Reihe zu bekommen, wäre eine Lebens Aufgabe eines deutschen Bundes Präsidenten, der Theodor Heuss zu würdigen weiß, schrieb ich 2008

Der Internetschreibtisch ist voller Ehrerbietung Theodor Heuss gegen-über. Nun gibt es seit kurzem auch für Horst Köhler ein Vorbild: Theodor Heuss, wie aus einem heutige Beitrag der Deutschen Welle hervorging. Ich könnte mir keinen größeren Gegensatz vorstellen. Der Rückgriff auf Heuss ist ein geschickter publizistischer Geck, um die Präsidenten-Wahl in ein paar Tagen zu gewinnen. Inhaltlich verhielt sich Köhler, besonders was die Nationalhymne betraf, wie ein Anti-Heuss Freak.

Mir scheint, dass Köhler sein Image, Bürger-Präsident zu sein und den Politikern auf die Finger zu schauen, der Ideen-Schmiede des Internet-Schreibtisches zu verdanken hat. Aber wie anders wäre die Diskussion um eine Identität-getreue Hymne der Deutschen verlaufen, wenn statt Köhler heute Heuss Präsident wäre!







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