Dienstag, 17. November 2009

Falscher Köhler bei erster Hymnen-Strophe, gestern gesungen von Liedermacher Stephan Krawczyk



Ein Vertun kann ich nicht erkennen. Die erste ist erlaubt. Sie kann jeder singen. Im Spiegel-Online-Artikel heißt es: "Die ersten beiden Strophen sind zwar nicht verboten, aber weitgehend tabuisiert." Untersuchen wir also die Umschreibung "weitgehend tabuisiert".

"Weitgehend tabuisiert", eine solche vage Kann-Darf-Sollte-Eigentlich-Vorschrift zeigt die ganze Verlogenheit unserer Staatsführung. Bürger sollen sich auf leisen Sohlen bewegen und das erahnen, was nicht weitgehend ist. Oder anders gesagt, sie sollen auf leisen Sohlen das erahnen, was nicht tabuisiert ist. Zu den Tabus gehört nun auch die erste Strophe des Deutschlandliedes, die aber erlaubt ist. Also nicht Tabu? Oder doch?

Warum die zweite Strophe auch weitgehend sein soll, kann vermutlich in Deutschland kein Einziger erklären. Warum sie sogar Tabu sein soll, wo doch Walter von der Vogelweide darin bedichtet wird, weiß keiner. Vielleicht sind die Frauen darin Tabu. Weil sie "deutsch" sind? Weil sie dumm sind? Wenn sie blond sind? Warum Treue, edle Taten und deutscher Wein, Wort-Anker der Strophe, "weitgehend tabuisiert" sind, das weiß der Kuckuck. Deutschen Wein "weitgehend" zu "tabuisieren" dürfte gegen den deutschen Export gerichtet sein. Vielleicht möchte Herr Köhler, dass deutscher Wein in "uns feste Burg" bleibt.

Das Bildzitat aus Spiegel-Online zeigt Liedermacher Stephan Krawczyk beim Singen der ersten Strophe des Deutschland-Liedes, die erlaubt ist, aus voller Überzeugung. Bürgerrecht muss auch in der BRD unter BP Köhler möglich sein! Aus dem DDR-Bürgerrechtler wurde ein BRD-Bürgerrechtler. Köhler unterbrach: "Die dritte Strophe bitte"¹.

Das verschämte Verstecken der ersten Strophe, das "weitgehende Tabuisieren", weckt Widerstand, erreicht das Gegenteil. Eine Änderung der ersten Strophe wie in der Nation-Hymne hat dieser Bundespräsident nicht haben wollen, nun bekommt er, was er eigentlich im Grunde, wenn er ehrlich ist, will¹: die erste Strophe, die weitgehend gewünscht wird, denn eine unbedenkliche Änderung wurde ja gerade deswegen total tabuisiert. Gewünscht wird die Option, die Ostgebiete eines Tages zurück zu erobern. Jugend wird bereits heute zur Gewalt verführt, sie driftet zu erheblichen Teilen in die rechte Szene ab, wo solche Phantasien durchgespielt werden.

Die leichte Änderung wäre, ich reibe sie nochmals unter die Nase, weil sie den politischen Sprengstoff in der National-Hymne, der auch durch den Begriff der "vaterländischen Einigkeit" in der offiziellen 3. Strophe indirekt gelegt wird, herausnimmt:

Deutschland, Deutschland über alles -
Über alles in der Welt
Geht uns unsre schöne Heimat.
Jede Jahreszeit gefällt.
Von den Küsten zu den Alpen,
Über Flüsse, Seen erschallt:
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!

Zurzeit haben Deutsche keine Möglichkeit, ihre Liebe zum Land auch im Text einer Nationalhymne zum Ausdruck zu bringen.


micha vRhein


_____________________

¹Die Presse-Mitteilung wird in einigen Blättern so interpretiert: Doch der Bundespräsident meisterte die peinliche Situation souverän: "Die dritte Strophe, bitte". Interessant! Warum plötzlich souverän gemeistert? Diese Attribute passen zu Köhler nicht. Bei den Feiern zum 20. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin² wurde BP Köhler am Rednerpult stehen gelassen. Er fragte konfus: "Bleiben Sie doch, warum verlassen Sie denn den Raum?" - in der DW life zu sehen. Die Reaktion war alles andere als souverän, denn dann wäre er mitgegangen.

Für die angebliche Souveränität habe ich eine Erklärung. Beide Strophen sind ihm vertraut. Mit der ersten in stiller Reserve sieht er sich als ein Bundespräsident, der später historische Bedeutung als Retter Deutschlands erlangen werde, weil er im Gegensatz zu Willi Brandt die ehemaligen deutschen Ostgebiete nicht abgeschrieben habe. Er sieht sich vermutlich insgeheim in einer Reihe mit Illuminaten wie Johann Wolfgang von Goethe, dann wieder Hitler, um deutsche Reichsgröße wiederherzustellen, und sei es nur durch das versteckte Festhalten am Deutschlandlied - mir nur verständlich, wenn es sich um einen geistig konfusen Präsidenten aus kleinem bessarabischem Hause handelt, dessen Eltern Hitler geholfen hat, indem sie "heim ins Reich" geholt wurden.

Der angeblich so souveräne Satz "Die dritte Strophe, bitte" sollte wie "Vorerst die dritte Strophe bitte" interpretiert werden. Kein Ärger also, im Gegenteil! Keine Irritation, das Gegenteil, nämlich unterschwellige Gefühls-konforme Zustimmung bei BP Köhler, nur offiziell darf es nicht sein!

Wie an vielen anderen Details von mir nachgewiesen wurde, beschreitet Köhler versteckt den deutschen Irrweg, der zu zwei Weltkriegen geführt hat. Er gehört zu den Unbelehrbaren. Mit Recht wurde ihm bei der Einweihung der großen Synagoge in München ein rotes Käppchen aufgesetzt. Den Sinn hat er erst später verstanden und sich mit der Preisverleihung an die antisemitische Jüdin Felicia Langer "gerächt", so wie Hitler sich gerächt hat, nachdem er von seinen jüdischen Gesprächspartnern in Wien nicht für voll genommen wurde, wie klar aus seinem Buch "Mein Kampf" zu entschlüsseln ist. Authentischer geht es dann nicht mehr.


²Der Mauerfall veranlasste Helmut Kohl und Richard von Weizsäcker, die dritte Strophe des Deutschlandliedes als vollständige Nationalhymne zu bestimmen. Treibende Kraft war Helmut Kohl, der sich als "Einheitskanzler" mit dem ersten Wort der Nationalhymne "Einigkeit" ein Denkmal setzen wollte. Wie falsch die Textselektion war, die nämlich abstrakte Begriffe aus einem Zusammenhang reißt, habe ich in vielen Beiträgen gewiss ausreichend begründet. Der monomanische Regierung-Stil Kohls hatte ein Reihe von katastrophalen Folgen für Deutschland, die das Land in die Verschuldungs-Falle trieben, abgesehen von rechtlichen Verfehlungen wie der bekannten Spenden-Affäre, die ihn gestürzt hat, oder der illegalen Annektierung von Eigentum auf DDR-Gebiet durch die BRD mit der Lüge, Gorbatschow habe es so gewollt, was dieser energisch dementierte.
Vor einer Verklärung der Rolle Helmut Kohls als Kanzler der Einheit hat derweil Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) gewarnt. "Der Mauerfall vor 20 Jahren ist nicht das Ergebnis einer genialen Politik und genialer Politiker, sondern des Mutes vieler namenloser Menschen und das müssen wir verteidigen", sagte Thierse dem Radiosender Bayern 2.

Das Mitglied der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer verwahrte sich entschieden dagegen, dass der frühere Bundeskanzler Kohl als derjenige hingestellt werde, dem Deutschland die Einheit zu verdanken habe. "Das hat ganz viel mit Propaganda zu tun, auch mit parteipolitischer Propaganda", sagte Thierse. "Nein, die Ostdeutschen haben die Mauer eingedrückt, damit hat Helmut Kohl nichts zu tun." Kohl habe hinterher aber den Prozess der deutschen Einigung mit Intelligenz vorangetrieben, so Thierse.
Allerdings setzt Thierse die Gewichte falsch. In Wahrheit nämlich spürten die Menschen in Ostdeutschland mit kollektiver Intelligenz ein Macht-Vakuum, das von Michail Sergejewitsch Gorbatschow nach Tschernobyl und wirtschaftlichem Zusammenbruch der Planwirtschaft bewusst geschaffen wurde, um einen Systemwandel herbeizuführen. Der frisch gewählte amerikanische Präsident George H. W. Bush reagierte weitsichtig, um den westlichen freiheitlichen Einfluss zu vergrößern und den Sieg über die Berlin-Blockade vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 zu erweitern, eine zwingende politische und historische Konsequenz. Helmut Kohl war nur die deutsche Randfigur im Kalkül von Siegermächten. Seine "Tat" reduziert sich im Wesentlichen auf das Aussitzen eines bedeutungslosen Ränkespiels der britischen Premier-Ministerin Margit Thatcher gegen die deutsche Einheit und eine Verstümmelung und damit Verfälschung des Deutschland-Liedes.



_____________________

Anhang 20/Nov/2009

Ein "Theo Lux" schrieb in Newspoint.CC:

Ihr solltet den Link, den ich unten gegeben habe, mal kopieren und oben im Browser einfügen. Da ist ein guter Vorschlag, wie wir "Deutschland, Deutschland über alles" wieder singen könnten, ohne gleich überheblich zu sein. Allein die erste Strophe ist schon mal genial verändert. Schaut mal:

Deutschland, Deutschland über alles -
Über alles in der Welt
geht uns unsre schöne Heimat.
Jede Jahreszeit gefällt.
Von den Küsten zu den Alpen,
über Flüsse, Seen erschallt:
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!

Ich finde das super. Endlich könnten wir einfach nur die Liebe zu unserem Land singen, ohne uns gleich über die ganze Welt zu erheben und Gebietsansprüche zu stellen.

Mir gefällt die Strophe sehr. Sie hat keine Schlacken mehr, ist nicht mehr missverständlich und ganz sicher im Sinne von Hoffmann von Fallersleben. Der hat nämlich "über alles" und nicht "über allem" geschrieben, was bedeutet: liebe ich über alles, geht mir über alles. Genau dieser Punkt ist in der neuen Strophe herausgestellt. Einfach super.

Wenn wir Hoffmann von Fallersleben etwas verändern, so wie es dieser Micha vRhein gemacht hat, dann bleibt das historische Deutschlandlied ja trotzdem bestehen. Es war ein Burschen-schaftslied, war gar nicht als Nationalhymne gedichtet worden.

Das Lied wurde Nationalhymne, als es um indirekte Rück-forderungen von verlorenen Gebieten ging, nach dem ersten Weltkrieg also. Das steht alles bei diesem micha vRhein drin.

Wenn wir in unserer NATIONALHYMNE, die unsere Identität ausdrückt, schon wieder Gebietsforderungen drin haben, dann wird von unserem Land auch wieder Krieg ausgehen. Das darf nicht sein. Darum raus mit Etsch und Memel, Belt und Maas!

Besser wir stellen die deutsche Kultur heraus. Dann möchten viele Menschen um unsere Grenzen herum sicher auch dazu gehören. Kultur statt Überheblichkeit, das habe ich aus dem Link alles herausgefischt.

Danke für das aufmerksame Lesen, kann ich da nur sagen. Die letzten drei Absätze sagen klar und deutlich, was ich die ganze Zeit ausdrücken wollte.



_____________________

Nachtrag 21/Nov/2009

Über eine Frage in Yahoo Clever fand ich die folgende Quelle, die die Motivation nach den Pariser Vorortverträgen herausstellt:

1922, zur Zeit der Weimarer Republik, erklärte Reichspräsident Friedrich Ebert das Deutschlandlied mit allen drei Strophen zur Nationalhymne des Deutschen Reichs. Dies geschah nach Abschluss der Pariser Vorortverträge, die von Deutschland und Deutschösterreich die Abtretung von in der 1. Strophe genannten Randgebieten verlangten und die Vereinigung der beiden deutschsprachigen Länder verboten. Daher wird die Hymne, in erster Linie von Anhängern des rechten politischen Spektrums, auch als Erinnerung an die abgetretenen Gebiete sowie an eine verwehrte Einigkeit im Sinne von Einheit interpretiert.

Im Dritten Reich wurde nur noch die erste Strophe gesungen, direkt gefolgt vom Horst-Wessel-Lied, die zusammen anstelle einer einheitlichen Hymne genutzt wurden.

Während die schwarz-rot-goldene Bundesflagge 1949 als nationales Symbol der Bundesrepublik Deutschland in Artikel 22 des Grundgesetzes festgeschrieben wurde, hat man zum Zeitpunkt der Republikgründung noch keine Nationalhymne gesetzlich festgelegt.

Bundeskanzler Konrad Adenauer schlug daher am 29. April 1952 in einem Brief an Theodor Heuss vor, „das Hoffmann-Haydn’sche Lied“ als Nationalhymne anzuerkennen und bei staatlichen Veranstaltungen nur dessen dritte Strophe zu singen. Heuss’ widerstrebende, aber zustimmende Antwort erhob das Lied der Deutschen, insbesondere dessen dritte Strophe, de facto zur Nationalhymne. Die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland wurde also nicht durch Gesetz oder parlamentarische Abstimmung beschlossen, sondern als Dienstanweisung festgelegt. Der Briefwechsel zwischen Adenauer und Heuss wurde im Amtsblatt der Bundesregierung veröffentlicht.

Nach dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland wurde in einem Briefwechsel des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit Bundeskanzler Helmut Kohl im Jahr 1991 ausschließlich die dritte Strophe des Deutschlandliedes zur offiziellen Nationalhymne erklärt.

Das besungene „Deutschland“ wird durch den Vers „Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“ geographisch umgrenzt. Von den genannten vier Gewässern (drei Flüsse und eine Meerenge) markierten zwei auch die damaligen Grenzen des Deutschen Bundes:

-die Maas als Westgrenze des Fürstentums Limburg.

- die Etsch fließt durch Südtirol Richtung Adria, auf kompletter Länge im Kaisertum Österreich.

Die beiden anderen Gewässer begrenzten Territorien, die damals (noch) nicht zum Deutschen Bund gehörten, aber von der deutschen Nationalbewegung aufgrund der dortigen deutschsprachigen Bevölkerung als Teil des zu schaffenden Deutschland betrachtet wurden:

-der (kleine) Belt (ursprünglich ein Begriff für die Ostsee) lag auf Höhe der seit 1460 bestehenden Nordgrenze des Herzogtums Schleswig.

-die Memel lag innerhalb des Memellandes, nahe der Nordostgrenze Ostpreußens.

Quelle(n): H. J. Hansen, Heil Dir im. Siegerkranz. Die Hymnen der Deutschen, Oldenburg und Hamburg 1978




Keine Kommentare: